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Channel: Kommentare zu: Die Killer-Anwendungsfälle des Social Business #2: Social Networking
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Von: Paul Kruse

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Hallo Herr Niemeier,

vielen Dank für Ihren angenehm überspitzten Kommentar. Ich denke, Herr Liebers hat in einigen Punkten bereits Futter für die Diskussion geliefert, die wir im Grunde auch bei den meisten Kunden führen.

Zu 1. Auf diese negative Sicht stößt man zwangsläufig, wenn man sich mit dem Wandel, der durch Social Business vorangetrieben wird, auseinandersetzt. Was ist nun beispielsweise, wenn ich als Führungskraft jemanden suche, dessen Expertise aktuell noch nicht durch “meine” Leute abgedeckt wird? Was ist, wenn sich dann all jene Experten genau so rar machen, wie ich das vorlebe (Sichtwort von Herrn Liebers: Elfenbeiturm)? Was ist, wenn die Fragen, die ich dem Experten gerne stellen möchte, nun nicht beantwortet werden können? Sollten die verfügbaren Ressourcen und damit auch die vorhandenen Erfahrungen und das Wissen der Mitarbeiter für alle gleichermaßen zugänglich sein? Hier stimme ich Herrn Liebers zu, wenn er das Unternehmen in diesem Punkt vor die eigene Abteilung oder persönliche Interessen des Einzelnen stellt.
Der Input von außen kann gleichzeitig auch eine gewisse positive Zerstreuung erzeugen, die festgefahrene Muster aufbricht und erneuert. Man kennt das u.a. von neuen Mitarbeitern, die aufgrund der Tatsache, dass sie mit dem Unternehmen noch nicht bis ins Detail vertraut sind, gern mal das Gegebene und dessen Sinnhaftigkeit hinterfragen. Ich befinde mich gerade selbst in einer ähnlichen Situation.

Zu 2. Klar, erhalte theoretisch mehr Informationen, wenn die Anzahl der Kommunikationskanäle und -medien zunimmt. Mit ausgefeilteren Systemen erhalte ich aber auch mehr Macht darüber, wie und wann ich diese Informationen erhalte. Ob durch Filter oder Präferenzangaben – ich denke, da gibt es inzwischen verschiedenste Mittel und Wege, um den Information Overload einzudämmen. Ich sehe deshalb eher ein enormes Potenzial zum Einsparen von Zeit. Der Mensch kann vielleicht am Ende des Tages nicht mehr Informationen aufnehmen als sonst – unsere Gehirne wachsen ja leider seit einigen 10.000 Jahren nicht mehr. Wenn die Informationen jedoch gezielter auf meine Präferenzen abgestimmt sind, besser portioniert und ggf. durch Meta-Informationen schneller in den richtigen Kontext gesetzt werden können, kann ich mich viel besser auf das Wesentliche konzentrieren. Es müssen eben nur Mittel und Wege gefunden werden, um das Rauschen (was ist irrelevant für mich, was ist relevant) zu verringern und natürlich auch um leichter erkennen zu können, was richtig ist und was falsch. Was bei der Qualitätskontrolle von Wikipedia-Artikeln schon vorbildlich funktioniert, sollte meines Erachtens auch im Unternehmen möglich sein. Hier kann die Crowd ebenso als Qualitätsmanager fungieren.

Zu 3. Einen Zusatzaufwand sollte das Sichtbarwerden natürlich nicht erzeugen. Hier geht es eher darum, schon allein durch die tägliche Arbeit sichtbar zu werden. Ich würde mir wünschen, dass ich als Experte für die Themen, die mir am Herzen liegen, erkennbar wäre, ohne, dass ich mir dafür einen Aufkleber auf die Stirn kleben müsste. Die Spuren, die man im Unternehmen hinterlässt, liefern eigentlich schon genug Material, um ein komplexes Profil (oder E-Portfolio) entstehen zu lassen. Spannend wird es dann, wenn auf Basis solcher Portfolios antizipiert werden kann, welche Wissenslücke ich denn als nächstes schließen möchte. Globaler gesehen könnte das einen Einblick in Wissenslücken im Unternehmen ermöglichen. Wo sind Kompetenzen, die es noch auszubauen gilt? Welche Themen liegen brach?
Zusätzlich könnte ich mir vorstellen, dass eine Personalisierung der Informationen auf Basis solcher Profile eine Abstufung der Komplexität präsentierter Inhalte dem Vorwissen des Konsumenten entsprechend angepasst würden. Da wären wir dann schnell wieder bei Punkt 2.

Alles in allem finde ich es aber hilfreich, bei dem Thema Social Networking gelegentlich mal auf die Bremse zu treten. Denn nicht alles, was möglich ist, bringt uns auch einen Vorteil. Von daher vielen Dank noch einmal für das Schlüpfen in die Rolle des Advocatus Diaboli, Herr Niemeier!
Wie Herr Liebers möchte ich aber am Ende ebenso nicht missen, was uns diese Facette des Social Business bisher gebracht hat. Von daher hoffe ich, dass wir Zweiflern auch in Zukunft mit guten Argumenten begegnen können. :-)


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